Die 4 Säulen der Kariesprophylaxe
Stärkende Fluoride
Stärkende Fluoride
Konsequente Zahnhygiene und eine sinnvolle Ernährung reichen nicht, um Zahnkaries zu verhindern. Wichtig ist auch, dass ausreichend Fluoride zugeführt werden, da diese eine anerkannt hohe Kariesschutzwirkung haben, indem sie unseren Zahnschmelz für Karies unempfindlicher machen.
So wird durch fluoridhaltige Zahnpflegemittel (Zahnpasten, Spüllösungen, Gelees) eine lokale Schutzwirkung erreicht. Zusätzlich fördert eine altersangepasste Fluoridzufuhr durch fluoridiertes Speisesalz eine gesunde Zahnentwicklung und eine geringere Kariesanfälligkeit der Zähne. Dabei ist von Bedeutung, dass fluoridiertes Speisesalz vor dem Verschlucken einen erheblichen lokalen Effekt auf der Zahnoberfläche hat. Wichtig für den Schutz des Milchgebisses und der bleibenden Zähne ist jedoch, dass die Fluoridzufuhr kontinuierlich und lebenslang erfolgt.
Wirkung von Fluorid
Fluorid wirkt zum einen systemisch, also auf das gesamte menschliche Körpersystem, und zum andern lokal. Systemische Fluorid-Wirkungen spielen vor dem Zahndurchbruch eine Rolle. Fluorid aus Muttermilch und Säuglingsnahrung gelangt über das Blut an die im Kiefer befindlichen Zahnkeime. Dadurch wird Fluorid in die Zahnschmelzkristalle eingebunden und Fluorapatit während der Schmelzbildung produziert. Das erhöht die Widerstandskraft des Zahnschmelzes gegenüber Säuren. Allerdings wird dieser systemischen Wirkung heute nur eine geringe Bedeutung beigemessen.
Mit dem Zeitpunkt des ersten Zahndurchbruchs etwa ab dem sechsten Lebensmonat gehen die entscheidenden Prophylaxeeffekte zunehmend von der lokalen Fluoridwirkung aus, die nach dem abgeschlossenen Zahndurchbruch ganz im Vordergrund stehen. Diese ist vor allem der Schutz vor der Demineralisation des Zahnschmelzes, das bedeutet Schutz vor dem Abbau von Mineralien aus dem Zahnschmelz durch verschiedene Säuren. Außerdem fördert Fluorid auch den Wiedereinbau von Mineralien in den Zahnschmelz.
Fluorid wirkt somit nicht nur als Schutzschild, sondern auch als Reparaturfaktor bei beginnenden Kariesschäden. Außerdem werden durch Fluorid Wachstum und Stoffwechsel von Zahnplaque-Bakterien gehemmt. Das Ausmaß der Säureproduktion nach einer Aufnahme von Kohlenhydraten wird so vermindert.
Die durchschnittliche tägliche Fluoridzufuhr eines Erwachsenen liegt zwischen 0,4-0,6 mg. Das genügt für unseren Stoffwechsel, deckt aber nur etwa 15 % des für den Zahnschutz notwendigen Fluoridbedarfs. Um Karies vorzubeugen, ist es aber wichtig, ausreichend Fluoride zuzuführen. Denn diese stärken die Zähne in ihrer Widerstandfähigkeit.
Personengruppe | Alter | Fluorid/Tag Männer | Fluorid/Tag Frauen |
---|---|---|---|
Säuglinge | 0-4 Monate | 0,25 | 0,25 |
4-12 Monate | 0,5 | 0,5 | |
Kinder | 1-4 Jahre | 0,7 | 0,7 |
4-10 Jahre | 1,1 | 1,1 | |
10-13 Jahre | 2,0 | 2,0 | |
13-15 Jahre | 3,2 | 2,9 | |
Jugendliche und Erwachsene | 15-19 Jahre | 3,2 | 2,9 |
ab 19 Jahren | 3,8 | 3,1 | |
Schwangere und Stillende | 3,1 |
Bedenken gegenüber Fluorid
2004 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Untersuchung zu Fluorid veröffentlicht. Darin wird der Einsatz fluoridhaltiger Zahnpflegemittel und Jodsalz mit Fluorid befürwortet. Neben der Benutzung fluoridhaltiger Zahnpflegeprodukte sollte jedoch nur eine Form der systemischen Fluoridierung gewählt werden. Also entweder Fluoridtabletten oder fluoridiertes Salz. Wobei Fluorid in Tablettenform nur nach Verordnung eines Arztes eingenommen werden sollte.
Eine Überdosierung von Fluorid durch die normale Verwendung fluoridhaltiger Zahnpflegemittel ist auszuschließen. Auch wenn Kinder die empfohlene Menge an Zahnpasta komplett verschlucken sollten, nehmen sie aufgrund der niedrigen Dosierung von 500 ppm Fluorid in der Kinderzahnpasta keine gefährlichen Mengen auf. Bei fluoridiertem Speisesalz ist eine Überdosierung schon aus Geschmacksgründen nicht möglich. Aber auch unter der theoretischen Annahme, dass die gesamte Salzzufuhr am Tag aus fluoridiertem Speisesalz besteht, liegt die Fluoridaufnahme im unbedenklichen Bereich. Auch akute Fluoridvergiftungen sind durch Salz nicht möglich. Dies ergibt sich rein rechnerisch aus dem Mengenverhältnis. Die akut toxische Dosis für normales Speisesalz beträgt bei Erwachsenen etwa 200 Gramm Salz, bei Säuglingen und Kindern deutlich weniger. Die niedrigste akut toxische Fluoriddosis (5 mg/kg Körpergewicht) würde für ein Kleinkind theoretisch hingegen erst mit 240 g fluoridiertem Speisesalz erreicht, bei Erwachsenen mit 1,1 kg Salz. Es ist einleuchtend, dass eine Überdosierung durch fluoridiertes Speisesalz deshalb auszuschließen ist.
Fluoridfahrplan
Die Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit Fluorid fasst der Fluoridfahrplan zusammen. Dabei berücksichtigt er je nach Alter die richtige Verwendung von fluoridhaltiger Zahncreme wie auch die Zufuhr von fluoridiertem Speisesalz.
Weitergehende Informationen
- DAZ Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde
- BZÄK Bundeszahnärztekammer
- DAJ Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege
- Verein für Zahnhygiene e.V.
- Aktion Zahnfreundlich e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK)
- Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege (LAGZ) Rheinland-Pfalz
- Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg e.V.
- Bayerische Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit e. V. (LAGZ)
- Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen e. V.
- Büro der zahnärztlichen Gruppenprophylaxe im Land Brandenburg
- Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege im Lande Bremen e.V.
- Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege Hamburg e. V. (LAJH)
- Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH)
- Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Mecklenburg-Vorpommern
- Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Niedersachsen e. V.
- Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Nordrhein
- Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege des Freistaates Sachsen e. V.
- Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege Sachsen-Anhalt
- Landesausschuss zur Förderung der Jugendzahnpflege in Schleswig-Holstein e.V.
- Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Thüringen e.V.
- Arbeitskreis Zahngesundheit Westfalen-Lippe
Wichtige Eckpfeiler der Kariesvorbeugung bleiben neben einer systematischen Fluoridzufuhr nach wie vor eine ausgewogene Ernährung, wobei möglichst seltener Süßes gegessen werden sollte, eine sachgemäße Zahn- und Mundpflege und die zahnärztliche Vorsorge.
©Bildnachweise: 6apjnjgj/photocase.de (oben), Informationsstelle für Kariesprophylaxe
Die meisten der heute angebotenen Zahnpasten enthalten Fluorid. Ihnen sollte uneingeschränkt der Vorzug gegeben werden. Sie fördern das Einlagern von Mineralstoffen in die Zähne und schützen den Zahnschmelz.
Die Zahnpflege mit fluoridhaltiger Zahnpasta (mindestens zweimal täglich) ist neben der Verwendung von fluoridiertem Speisesalz die wichtigste häusliche Prophylaxemaßnahme zur Kariesvorbeugung. Bei den Zahncremes stehen Produkte mit Natriumfluorid, Natriummonofluorphosphat, Amin- und Zinnfluorid zur Verfügung. Bei Amin- und Zinnfluorid haben die am Fluorid „hängenden“ Bestandteile noch eine eigenständige kariespräventive Wirkung.
Nach derzeitigem Kenntnisstand lassen sich durch fluoridhaltige Zahncremes Kariesreduktionen von 20 bis über 30 Prozent erzielen, bei guter Mundhygiene sogar noch höhere Werte.
Damit diese Werte erreicht werden, bedarf es allerdings ausreichender Zahnpflege. Dazu gehört die richtige Zahnputzsystematik genauso wie die Auswahl der richtigen Zahnbürste. So empfehlen sich weiche Zahnbürsten besonders für Menschen mit empfindlichem Zahnfleisch, während ältere Menschen vielleicht von einem breiteren Zahnbürstengriff profitieren. Die Wahl der richtigen Zahnbürste sollte nach eigenen Vorlieben erfolgen.
Bei der Zahnputzsystematik sollte man jedoch auf bestimmte Dinge achten. Für Kinder eignet sich aufgrund der geringeren motorischen Anforderung besonders die KAI-Systematik (Kau-, Innen- und Außenflächen), die mit kreisenden Bewegungen arbeitet. Erwachsene sollten die BASS-Systematik oder die einfachere Fegesystematik verwenden, bei der die Zähne mit abstreifenden Bewegungen geputzt werden. Diese verhindert, dass sich unter dem Zahnfleisch Bakterien ansammeln.
Abschließend sollte man bei der täglichen Mundhygiene immer darauf achten, auch Zahnseide oder Interdentalbürsten zu verwenden, um die Zahnzwischenräume zu reinigen. Mundspülungen können ebenfalls dafür eingesetzt werden.
Bei erhöhtem Kariesrisiko kann der Kariesschutz durch tägliche Verwendung von 500 ppm Fluorid-Mundspüllösungen (1- bis 2-mal) erhöht werden. Alternativ kann einmal wöchentlich ein spezielles Fluoridgel mit 12.500 ppm (1,25 Prozent) Fluorid angewendet werden.
Darüber hinaus erweist sich die professionelle, zwei- bis maximal viermal jährliche Zahnbehandlung mit Fluoridlacken als nachweislich kariespräventiv wirksam und zwar unabhängig von den bestehenden Basismaßnahmen. Ob die Anwendung sinnvoll ist, muss mit dem behandelnden Zahnarzt besprochen werden.
Das in Deutschland erhältliche Tafelsalz wird hauptsächlich mit der Siede-Salz-Herstellung gewonnen. Dabei fließt Wasser durch salzhaltiges Gestein, und das Salz wird herausgelöst. Die sogenannte Sole wird anschließend eingedampft, bis nur noch das Salz übrig bleibt. Bis jetzt enthält das Salz aber weder Jod noch Fluorid in relevanten Mengen, deshalb wird es nach den Empfehlungen der Gesellschaften für Ernährung von Deutschland, Österreich und Schweiz zusätzlich mit Jod und Fluorid angereichert.
Für die Fluoridierung werden dafür zum Beispiel Kalium- oder Natriumfluorid benutzt. Insgesamt werden so in Deutschland 310 mg pro kg Salz entweder in Wasser gelöst oder trocken hinzugefügt. Dabei erfolgen Jodierung und Fluoridierung gleichzeitig. Das Fluorid stammt aus natürlichen Ressourcen wie Flussspat oder Fluorapatit und wird bergmännisch vor allem in Mexico, China und Namibia abgebaut.
Die Speisesalzfluoridierung ist eine nachweislich wirksame und weltweit angewandte Kariesprophylaxemaßnahme. Fluoridiertes Speisesalz hat den Stellenwert einer Basisprophylaxe. Deshalb soll fluoridiertes Speisesalz zusätzlich zur Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta während der gesamten Lebenszeit der Zähne zum Einsatz kommen. Hierbei ist weniger die Menge an Fluorid von Bedeutung. Vielmehr ist die tägliche und wiederholte Verwendung des angereicherten Salzes beim Kochen und Backen sowie Würzen der Speisen entscheidend. Um die maximale Wirksamkeit zu erzielen, sollte im Haushalt ausschließlich fluoridiertes Speisesalz zum Einsatz kommen.
Fluoridiertes Speisesalz wird in Deutschland ausschließlich in Kombination mit Jod im Lebensmittelhandel angeboten. Jod ist ein für die Bildung von Schilddrüsenhormonen wichtiges Spurenelement, das in Deutschland von den meisten Menschen nicht in ausreichender Menge aufgenommen wird. Mit fluoridiertem und jodiertem Speisesalz beugt man also nicht nur der Karies, sondern gleichzeitig auch den immer noch häufig auftretenden jodmangelbedingten Schilddrüsenvergrößerungen vor (siehe: www.jodmangel.de).
Auch wer sich salzarm ernähren möchte, muss nicht auf den Fluorid-Schutz und die Jodzufuhr durch Salz verzichten. Denn wenn trotzdem nur fluoridiertes Jodsalz verwendet wird, reicht die Menge an Inhaltsstoffen immer noch aus, um seine Schutzwirkung voll zu entfalten. Das Motto lautet hier nicht „mehr Salz“ sondern „wenn Salz, dann Jodsalz mit Fluorid“
Fluoridtabletten haben eine nachweisbare kariespräventive Wirkung. Der Kariesschutz entfaltet sich bei durchgebrochenen Zähnen vor allem durch Lokaleffekte. Daher müssen Fluoridtabletten nach dem ersten Zahndurchbruch gelutscht werden. Bestehen hinsichtlich der Handhabung von fluoridhaltiger Zahnpasta bei Kleinkindern Bedenken oder Schwierigkeiten und wird außerdem kein fluoridiertes Speisesalz verwendet, bieten sich Fluoridtabletten als eine Möglichkeit an.
Wenn im Haushalt vorrangig fluoridiertes Speisesalz verwendet wird und das Kleinkind an der Familienkost teilnimmt, sollte die Gabe von Fluoridtabletten beendet werden. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit besteht keine Indikation für Fluoridtabletten, da diese keinen Einfluss auf die Milchzahnkaries des Kindes haben.
Fluoridtabletten sollten nur auf Rat des Arztes und nach Erhebung einer Fluoridzufuhranamnese eingenommen werden. Denn diese enthalten eine höhere Menge an Fluorid. Zusätzlich zu anderen Maßnahmen eingenommen, wie zum Beispiel fluoridiertem Salz, können Fluoridtabletten bei länger andauernder Überdosierung zu einer Schmelzfluorose führen. Diese entsteht hauptsächlich in der Phase der frühen Schmelzbildung. Einen exakten Schwellenwert für das Überschreiten eines kritischen Punktes in der Fluoridzufuhr und das Entstehen einer Schmelzfluorose gibt es nicht. Empfehlungen zur Anwendung von Fluorid in der Kariesprophylaxe stellen immer den besten Kompromiss zwischen Effektivität und Fluorose-Risiko dar. Letzteres liegt in Deutschland im internationalen Vergleich aber auf einem gleichbleibend sehr niedrigen Niveau und die Fluorose stellt höchstens ein ästhetisches Problem dar.