FAQ
1. Welche Fluoridquellen gibt es?
Fluorid ist natürlicherweise in Nahrungsmitteln wie Wasser, Tee oder Fisch enthalten. Jodiertes Speisesalz ist zudem mit Fluoridzusatz erhältlich. In einigen Ländern wird auch Leitungswasser Fluorid zugesetzt. Das ist in Deutschland nicht der Fall. Fluorid ist Bestandteil vieler Zahnpflegeprodukte wie Zahnpasta, Mundspüllösungen, Fluoridgelees sowie -lacken. Kinderärzte verschreiben zudem teilweise in den ersten Lebensjahren Fluoridtabletten – meist kombiniert mit Vitamin D.
2. Wie viel Fluorid am Tag?
Personengruppe | Alter | Fluorid/Tag Männer | Fluorid/Tag Frauen |
Säuglinge | 0-4 Monate | 0,25 | 0,25 |
4-12 Monate | 0,5 | 0,5 | |
Kinder | 1-4 Jahre | 0,7 | 0,7 |
4-10 Jahre | 1,1 | 1,1 | |
10-13 Jahre | 2,0 | 2,0 | |
13-15 Jahre | 3,2 | 2,9 | |
Jugendliche und Erwachsene | 15-19 Jahre | 3,2 | 2,9 |
ab 19 Jahren | 3,8 | 3,1 | |
Schwangere und Stillende | 3,1 |
Eine angemessene Fluoridaufnahme für Kinder und Erwachsene pro Tag entspricht 0,05 mg/kg Körpergewicht.
3. Bestehen Bedenken gegenüber Fluorid?
Häufig beruhen die Bedenken auf einem simplen Missverständnis: Fluorid wird oft mit Fluor verwechselt – ein Halogen, das giftig und stark ätzend ist. Fluorid dagegen ist ein Salz der Fluorwasserstoffsäure und wird in der Kariesprophylaxe in Spuren eingesetzt. Knochen und Zähne bestehen zu Teilen aus Fluorid und benötigen das Spurenelement, von dem wir im Durchschnitt nur etwa 15-20 Prozent des Tagesbedarfes decken.
Werden allerdings Nahrung, Trinkwasser, fluoridiertes Speisesalz und Zahnpasta (bei Verschlucken) kombiniert, sollten keine Fluoridtabletten zusätzlich eingenommen werden. Denn dann kann es zu einer Überdosierung kommen. Diese kann im Alter der Zahnschmelzbildung (bis etwa 6 Jahre) zu einer Dentalfluorose (Flecken auf den Zähnen, siehe unten) führen. Bei extremer Überdosierung über mehrere Jahre besteht die Möglichkeit, dass Knochen brüchig werden. Allerdings erreicht in Deutschland im Normalfall niemand annähernd die erforderlichen Aufnahmemengen. Echte toxische Dosen mit dem Risiko einer Fluoridintoxikation beginnen erst bei 5 mg /kg Körpergewicht, also dem Hundertfachen der gewünschten Dosierung. Die Wirkung und die Unbedenklichkeit fluoridierter Salze und Zahnpasten in der Kariesprophylaxe sind wissenschaftlich erwiesen und durch langjährige Erfahrungen (zum Beispiel in der Schweiz und Deutschland) nachprüfbar.
Gut zu wissen:
- Fluorid hat eine günstige Wirkung auf die Zahngesundheit (Schutz gegen Karies)
- Fluoridiertes und jodiertes Speisesalz hat in Fachkreisen und in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz
- Es sollte nur eine Form der systemischen Fluoridierung gewählt werden. Entweder fluoridiertes Speisesalz oder Fluoridsupplemente als Arzneimittel (z.B. Fluoridtabletten)
- Zusätzlich sollte Fluorid durch die Verwendung von fluoridhaltigen Zahnpflege- und Fluoridierungsmitteln (z.B. Zahnpasten, Gele und Lacke) lokal appliziert werden. Der Einsatz von Fluorid in Lebensmitteln – wie auch von Jod – sollte auf das Speisesalz beschränkt bleiben, da ansonsten infolge einer nicht kontrollierten Aufnahme unerwünschte gesundheitliche Wirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Bei dem in Deutschland vorgeschriebenen Fluoridgehalt im Speisesalz (bis zu 0,31 mg/g Salz) und bei üblicher Salzverwendung im Haushalt ist eine Fluoridüberdosierung auszuschließen.
4. Gibt es Bedenken gegenüber fluoridierter Zahnpasta?
Gerade bei Kindern werden hin und wieder Bedenken wegen des Verschluckens von Kinderzahnpasta geäußert. Nach der Anhebung der Fluoridkonzentration in Kinderzahncremes im Jahr 2000 von 250 auf 500 ppm (parts per million) wurde diese 2018 erneut auf 1.000 ppm verdoppelt (siehe Abbildung). Denn bei Kleinkindern geht die Kariesprävalenz nicht zurück, wie es durch den breiten Einsatz von Fluorid in den letzten Jahrzehnten in anderen Altersgruppen der Fall war. Bei der Annahme, dass die zweimal täglich verwendete reiskorngroße Menge maximal 0,12 g wiegt und 1.000 ppm Fluorid enthält, würde sich bei komplettem Verschlucken eine Aufnahme von 0,12 mg Fluorid pro Tag für Kinder bis 2 Jahre ergeben, was eine unbedenkliche Menge ist.
Bei Kindern ab dem zweiten Geburtstag errechnet sich eine Fluoridaufnahme von 0,48 mg (zweimaliges Putzen mit erbsengroßer Menge). Bedenken wegen einer Überdosierung oder wegen gesundheitlicher Schäden sind somit unbegründet.
Abb.: Die neuen Empfehlungen für Kinder bis 6 Jahre (2 x täglich putzen)
5. Was ist eine Schmelz-Fluorose?
Eine Schmelzfluorose zeigt sich in Form von weißen Flecken oder Streifen auf den Zähnen und ist somit meist nur ein kosmetisches Problem. Zähne mit einer Fluorose sind nicht kariesanfälliger als andere. Ursache ist oft eine Überdosierung von Fluorid während der Phase der Schmelzbildung und der frühen Schmelzreifung. Ein exakter Schwellenwert für eine Entstehung kann nicht angegeben werden. Es sollte daher nur eine Form der systemischen Fluoridierung gewählt werden. Entweder fluoridiertes Speisesalz oder Fluoridtabletten.
Die Gesamtaufnahme von Fluorid über Jodsalz mit Fluorid im Privathaushalt und über die Nahrung liegt bei Erwachsenen 0,4-0,6 mg Fluorid/Tag. Damit wird die optimale Fluoridzufuhr von 3,1 bis 3,8 mg Fluorid/Tag nicht erreicht. Abweichungen nach oben sind möglich, zum Beispiel durch den Genuss von fluoridreichen Mineralwässern und/oder Tees.
Da Empfehlungen zur Anwendung von Fluorid in der Kariesprophylaxe immer den besten Kompromiss zwischen prophylaktischer Effektivität und Fluorose-Risiko darstellen müssen, ist bei einer wirksamen Kariesprophylaxe mit Fluorid bevölkerungsbezogen immer auch mit einer gewissen Prävalenz einer Dentalfluorose zu rechnen. Diese liegt in Deutschland im internationalen Vergleich auf einem sehr niedrigen Niveau.
6. Kann mit fluoridiertem Speisesalz zu viel Fluorid aufgenommen werden?
Nein, der Befürchtung einer Überdosierung von Fluorid durch fluoridiertes Speisesalz kann eindeutig entgegengetreten werden. Das im Haushalt verwendete Salz trägt derzeit nur zu etwa 15 bis 20 Prozent zur gesamten Salzaufnahme der Bevölkerung bei – das entspricht circa einem Gramm fluoridiertem Salz. Ausgehend von der handelsüblichen Anreicherung von bis zu 310 mg Fluorid je Kilogramm Salz, werden so im Durchschnitt nur 0,31 mg Fluorid pro Tag über das fluoridierte Speisesalz aufgenommen.
Eine akute Fluoridintoxikation – erst ab 5 mg/kg Körpergewicht – ist vor allem durch Salz unrealistisch: Die niedrigste akut toxische Fluoriddosis würde für ein Kleinkind mit 15 Kilogramm Körpergewicht theoretisch erst mit 240 Gramm fluoridiertem Speisesalz erreicht, die akut toxische Dosis für normales Speisesalz (NaCl) liegt aber schon bei Erwachsenen bei circa 200 Gramm, bei Säuglingen und Kindern noch deutlich weniger.
7. Ist die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz zusätzlich zur Zahnpasta zu viel?
Nein. Selbst bei vollständigem Verschlucken der Zahnpasta, kommen Kinder je nach Salzzufuhr auf eine Tagesmenge von maximal 0,6 mg Fluorid. Das entspricht selbst bei Kleinkindern noch der empfohlenen Aufnahmemenge. Zum Vergleich: Bei einem sechsjährigen Kind liegt die empfohlene tägliche Aufnahmemenge zwischen etwa 1,0 und 1,5 mg Fluorid. Erwachsene nehmen weniger als 1,0 mg auf bei einer empfohlenen Menge von bis zu 3,8 mg (siehe Tabelle oben).
Tabelle 2: Angemessene und tatsächliche Fluoridaufnahme bei Kindern. Die Angaben zur Zahnpasta beziehen sich auf die neuen Empfehlungen für Kinderzahnpasten mit 1000 ppm Fluorid und basieren auf der Annahme, dass die gesamte Zahnpasta verschluckt wird und das darin enthaltene Fluorid bioverfügbar ist. (Quelle: IfK adaptiert an die neuen Empfehlungen zu Kinderzahnpasten)
Alter | 6-12 Monate | 1-2 Jahre | 2 Jahre | 3 Jahre | 4-6 Jahre |
Angemessene Fluoridaufnahme | 0,4-0,7 mg | 0,5-0,9 mg | 0,6-1,0 mg | 0,7-1,1 mg | 0,8-1,5 mg |
Aufnahme mit der Nahrung | 0,1 mg | 0,1-0,2 mg | 0,1-0,2 mg | 0,1-0,2 mg | 0,1-0,2 mg |
Aufnahme mit Trinkwasser | 0,1 mg
(400 ml) |
0,21 mg
(820 ml) |
0,21 mg
(820 ml) |
0,21 mg
(820 ml) |
0,24 mg
(940 ml) |
Aufnahme durch F–-Salz | 0,04 mg | 0,06 mg | 0,06 mg | 0,06 mg | 0,09 mg |
Verschlucken von Zahnpasta (max.) | 0,2 mg | 0,2 mg | 0,5 mg | 0,5 mg | 0,5 mg |
8. Was sind die Unterschiede von Kinder- und Juniorzahnpasta?
Kinder- und Juniorzahnpasten unterscheiden sich hauptsächlich im Fluoridgehalt: Während Kinder bis zu zwei Jahren nur mit einer reiskorngroßen Menge mit 1.000 ppm Fluorid putzen, verwenden Kinder von 2-6 Jahren eine erbsengroßen Menge. Ab dem sechsten Geburtstag kann ein Kind eine Erwachsenenzahnpasta benutzen oder eine im Geschmack mildere Junior-Zahncreme. Bei beiden ist die hohe Fluoridkonzentration von bis zu 1.450 ppm wichtig, um den noch nicht voll ausgereiften Zahnschmelz der bleibenden Zähne vor Karies zu schützen.
9. Wie lassen sich Salzreduktion und ausreichende Fluoridzufuhr über fluoridiertes Salz in Einklang bringen?
Viele Ärzte und Ernährungswissenschaftler empfehlen einen geringeren Salzkonsum für eine gesündere Ernährung. Wenn jedoch ausschließlich Jodsalz mit Fluorid verwendet wird, ist es möglich, sich salzarm zu ernähren und die eigene Jod- und Fluoridversorgung sogar noch zu verbessern. Die Empfehlung zum Gebrauch von Jodsalz mit Fluorid bedeutet nicht „mehr Salz“, sondern „wenn Salz, dann Jodsalz mit Fluorid“. Derzeit nimmt die deutsche Bevölkerung etwa acht bis zehn Gramm Salz täglich zu sich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal sechs Gramm, die WHO maximal 5 Gramm. Mit einer salzarmen Ernährung könnten Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt vermieden werden.
10. Wie kommt das Fluorid in das Speisesalz?
Das in Deutschland erhältliche Tafelsalz wird hauptsächlich mit der Siede-Salz-Herstellung gewonnen. Dabei fließt Wasser durch salzhaltiges Gestein und das Salz wird herausgelöst. Die sogenannte Sole wird anschließend eingedampft, bis nur noch das Salz übrigbleibt. Das in diesem Verfahren gewonnene Salz enthält jedoch weder Jod noch Fluorid in relevanten Mengen. Daher wird Speisesalz nach den Empfehlungen der Gesellschaften für Ernährung in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusätzlich mit Fluorid angereichert.
Für die Fluoridierung von Haushaltssalzen finden Natrium- oder Kaliumfluorid Verwendung. In Deutschland werden dem Speisesalz je nach Hersteller bis zu 310 ppm Fluorid (310 mg/kg Salz) entweder in Wasser gelöst oder trocken zugegeben. Im praktischen Betrieb der Herstellung von Jodsalz mit Fluorid erfolgen die Jodierung und Fluoridierung gleichzeitig. Das Fluorid stammt dabei aus natürlichen Ressourcen, aus Flussspat oder Fluorapatit, die bergmännisch vor allem in Mexico, China und Namibia, aber auch in Deutschland abgebaut werden.
11. Schmeckt fluoridiertes Salz anders, ist die Haltbarkeit begrenzt?
Jodsalz mit Fluorid hat keine anderen küchentechnischen oder geschmacklichen Eigenschaften. Auch die Haltbarkeit entspricht der von herkömmlichem, nicht angereichertem Speisesalz. Jodsalz mit Fluorid und zusätzlicher Folsäure hat eine hellgelbe Farbe, die sich durch den Zusatz des B-Vitamins ergibt. Auf Geschmack, Haltbarkeit und Verwendungsmöglichkeiten beim Kochen und Backen hat das aber keine Auswirkungen.
12. Schnuller ablecken – hilfreich oder gefährlich?
In unserem Mund wohnt ein breites Spektrum an unterschiedlichen Mikroorganismen. Beim Ablecken des Schnullers gelangen diese von der Mutter in den kindlichen Mund. Aus diesem Grund warnten Zahn- und Kinderärzte viele Jahre vor dieser Art der Schnullerreinigung. Stattdessen sollten Eltern den Schnuller besser unter Wasser reinigen und regelmäßig auskochen. Eine schwedische Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Schnuller-Ablecken und der Entwicklung von Ekzemen und Allergien und kam zu einem positiven Ergebnis: Die Kinder, die durch eine natürliche Geburt und das Schnuller-Ablecken bereits mit der Bakterienflora der Eltern in Kontakt gekommen sind, weisen deutlich weniger Ekzeme und Allergien auf. Das Ablecken des Schnullers kann dennoch Gefahren bergen. In dem elterlichen Bakteriencocktail befinden sich häufig auch Erkältungskeime oder andere Erreger von Infektionen. Fast jeder Erwachsene trägt auch Herpes-Viren in sich. Was bei Erwachsenen nur ein lästiges Übel ist, kann bei Kindern vor allem in den ersten drei Lebensmonaten zur lebensbedrohlichen Gefahr werden. Bei akuten Infektionen oder einem Herpes-Ausbruch sollte auf das Ablecken des Schnullers daher weiterhin verzichtet werden.