Neue Empfehlungen zur Kariesprophylaxe: DGZ empfiehlt fluoridiertes Speisesalz

DGZ empfiehlt fluoridiertes Speisesalz. ©unpict/Fotolia

Fluoridiertes Speisesalz hat heute einen festen Platz in der Kariesvorbeugung. In ihren neuen Empfehlungen zur Kariesprophlaxe1 spricht sich auch die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) für den Einsatz von Fluoridsalz aus und empfiehlt das angereicherte Salz als wichtige Basisfluoridierungsmaßnahme im Haushalt. Für die neuen Empfehlungen hat die Gesellschaft die wissenschaftliche Literatur ausgewertet und zusammengefasst, welche Maßnahmen tatsächlich effektiv sind. Sie dienen als Grundlage einer geplanten Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

Deutschland zählte in den 80er Jahren zu den Industrieländern mit der höchsten Kariesrate. Erst den letzten 15 Jahren hat sich die Zahngesundheit in der Bundesrepublik deutlich verbessert. Seit 1991 ist fluoridiertes Speisesalz auf dem deutschen Markt erhältlich und trägt seitdem dazu bei, die Zahngesundheit der Menschen hierzulande zu verbessern. Das Herstellen von Fluoridsalz ist in Deutschland auf Basis einer Ausnahmegenehmigung erlaubt, die zuletzt im Januar 2011 verlängert wurde. „Die kariesvorbeugende Wirkung von fluoridiertem Speisesalz ist inzwischen durch zahlreiche Studien2,3,4 belegt“, resümiert Professor Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und Lehrstuhlinhaber an der Universität Witten/Herdecke. Im Rahmen der Fluoridierungsmaßnahmen bietet dieses Salz eine einfache und preiswerte Möglichkeit, Karies noch besser vorzubeugen. „Fluoridiertes Speisesalz wirkt vor dem Verschlucken lokal durch den direkten Kontakt mit der Zahnoberfläche“, so der Experte. „Es erhöht die Fluoridkonzentration im Speichel und schützt so schon beim Essen vor Karies“.

Mit Fluoriden gegen Karies

Neben der Verwendung von fluoridiertem Speisesalz empfiehlt die DGZ, eine Zahncreme mit Fluorid zu benutzen. „Für Kinder unter sechs Jahren gibt es spezielle Kinderzahnpasten. Sie enthalten lediglich 500 ppm Fluorid. Kinder ab dem sechsten Geburtstag, Jugendliche und Erwachsene putzen dagegen zweimal täglich mit einer Zahnpasta mit möglichst hohem Fluoridgehalt von bis zu 1.500 ppm“, fasst Professor Zimmer zusammen.

Darüber hinaus spielen zur Vorbeugung von Karies auch eine gewissenhafte Zahnpflege, gesunde Ernährung sowie der regelmäßige Gang zum Zahnarzt eine Rolle.

Gesunde Ernährung für gesunde Zähne

Süßigkeiten, Snacks sowie zucker- und säurehaltige Getränke einschließlich Fruchtsaft sollten dagegen selten verzehrt werden. Der Zusammenhang zwischen der Menge und Häufigkeit der Aufnahme von Zucker und der Entstehung von Karies ist wissenschaftlich gut belegt.5 Auch wenn die Einführung der Fluoridprophylaxe diesen Zusammenhang erfreulicherweise stark vermindern konnte, empfiehlt die DGZ, maximal vier zuckerhaltige Zwischenmahlzeiten pro Tag aufzunehmen. Denn Bakterien im Zahnbelag wandeln Zucker in Säure um, die den Zahnschmelz demineralisiert und zu Karies führt. „Feste Kost dagegen sorgt für starke Zähne. Möglichst häufig gehören daher Vollkornbrot, Getreidegerichte, Obst, Salate und Rohkost auf den Teller“, rät Professor Zimmer. „Faserige Lebensmittel regen den Speichelfluss an und tragen zudem zur Selbstreinigung der Zähne bei.“

Gewissenhafte Zahnpflege

Nach der Mahlzeit sollten die Zähne dann geputzt werden – die Experten von der DGZ raten zweimal täglich. Durch eine adäquate mechanische Entfernung des Biofilms kann eine Karies verhindert werden. Studien zufolge lässt sich beispielsweise bereits mit einmal täglichem Zähneputzen die Plaqueablagerung um 42 Prozent reduzieren.6 Wie lange geputzt werden soll, ist von individuellen Faktoren abhängig. Das können zwei aber auch fünf Minuten sein. Auch die Härte der Zahnbürste ist nach individuellen Gesichtspunkten zu wählen. Harte Zahnbürsten reinigen besser, sind aber auch geringfügig aggressiver zum Zahnfleisch. Aber Achtung, auch die Zahnzwischenräume nicht vergessen: geeignet sind Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen, die einmal täglich angewendet werden.

Zahnärztliche Vorsorge

Mindestens zweimal im Jahr sollten die individuellen Maßnahmen zur Kariesprophylaxe durch eine zahnärztliche Kontrolle und eventuell antibakterielle Behandlung oder lokale Fluoridanwendung ergänzt werden. „Regelmäßige Kontrollen helfen, Zahnprobleme rechtzeitig festzustellen. Diese können gegebenenfalls mit kleinen Behandlungen versorgt werden, bevor größere Schäden entstehen“, erklärt Professor Zimmer. Der Zahnarzt führt bei Bedarf und nach Absprache mit dem Patienten darüber hinaus eine Ernährungsberatung, eine professionelle Zahnreinigung und ein Mundhygienetraining durch, versiegelt bei Kindern gegebenenfalls die Fissuren und wendet höher dosierte Fluoridgelees oder Fluoridlacke an.

Quellen:

1 dgz-online.de (Abruf: 16.12.2013)
2 Pieper et al (2007): Association of preventive measures with caries experience expressed by outcome variables Schweiz Monatsschr Zahnmed, Vol 11 7: 10 / 2007
3 Yüksel (2010) Karieserfahrung bei Kleinkindern – Korrelation zu verschiedenen Ernährungs- und Prophylaxeparametern; med. Dis. Berlin
4 Pieper (2010) Epidemiologische Begleituntersuchung zur Gruppenprohylaxe 2009. Gutachten. DAJ, Bonn
5 Sreebny LM (1982) Sugar availability, sugar consumption and dental caries. Community Dent Oral Epidemiol 10, 1-7
6 Slot DE, Wiggelinkhuizen L, Rosema NAM, van der Weijden GA (2012) The efficacy of manual toothbrushes following a brushing exercise: a systematic review. Int J Dent Hygiene 10, 187-197