Bröckelnde Kinderzähne: Kreidezähne brauchen besonderen Kariesschutz

Die MIH gibt immer noch Rätsel auf, lässt sich aber gut behandeln. Geschulte Zahnärzte erkennen sie, sobald die bleibenden Zähne das Zahnfleisch durchbrechen. ©Bojan/stock.adobe.com

Während über 80 Prozent der Zwölfjährigen kariesfrei sind, leiden gleichzeitig knapp 30 Prozent in dieser Altersgruppe an der so genannten Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH).1 Bei dieser speziellen Form der Schmelzbildungsstörung, auch „Kreidezähne“ genannt, sind die Zähne weiß-gelblich oder bräunlich fleckig, teilweise porös und weisen eine raue, zerfurchte Oberfläche auf. Jede Berührung ist schmerzhaft. Betroffen sind meist die ersten bleibenden Backenzähne, die schon so geschädigt aus dem Kiefer wachsen. Seltener kommt die MIH auch an den zweiten Milchbackenzähnen und oberen bleibenden Schneidezähnen vor.

Besonders kariesanfällig

Kreidezähne sind besonders kariesanfällig. Grund sind fehlende Mineralien im Zahnschmelz, die raue, zerfurchte Zahnoberfläche, auf der sich mehr Zahnbelag ansiedeln kann und die sich gleichzeitig schlechter reinigen lässt, sowie meist unzureichende Mundhygiene, da die Zähne sehr schmerzempfindlich sind. Für die betroffenen Kinder kann schon ein Lufthauch schmerzhaft sein; Essen, Trinken und Zähneputzen werden zur Qual. Dies beeinträchtigt nicht nur das tägliche Leben der betroffenen Kinder, sondern erschwert auch die Behandlung beim Zahnarzt.

Intensive Prophylaxe mit Fluoriden

„Damit die betroffenen MIH-Zähne nicht auch noch kariös werden, muss neben einer gründlichen Mundhygiene eine intensive Kariesprophylaxe betrieben werden“, so Dr. Eberhard Riedel von der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und niedergelassener Zahnarzt in München. Dabei können sich betroffene Eltern an dem Konzept der 4 Säulen der Kariesprophylaxe orientieren. Dies umfasst neben der zahngesunden Ernährung ohne häufigen Zuckerkonsum die regelmäßige Zahnpflege und die Anwendung von Fluoriden. Diese sollte über fluoridiertes Speisesalz und fluoridhaltige Zahnpasta erfolgen. „Bei Kindern mit MIH im Milchgebiss sollten die Eltern unbedingt darauf achten, dass beim zweimal täglichen Zähneputzen mit Kinderzahnpasta die Zahnpasta in Kontakt mit dem geschädigten Zahn kommt. Sind die ersten bleibenden Zähne durchgebrochen, sollte zusätzlich zweimal täglich eine fluoridhaltige Mundspüllösung oder einmal wöchentlich ein hoch konzentriertes Fluoridgelee verwendet werden“, empfiehlt Riedel. „Regelmäßige Kontrollen durch den Zahnarzt im Abstand von drei bis sechs Monaten, bei denen die Zähne nach Bedarf mit Fluoridlack behandelt werden, können dann einen optimalen Schutz gewährleisten.“

Frühe Diagnose

Der Zahnarzt rät Eltern, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, wenn die bleibenden Zähne durchtreten. Im Alter von etwa acht Jahren sind meist alle vier bleibende Backenzähne und Schneidezähne durchgebrochen, sodass spätestens dann eine genaue Diagnose erstellt werden kann. Je früher MIH erkannt und behandelt wird, desto besser, v.a. wenn nicht nur eine milde sondern mittelschwere bis schwere Form der MIH vorliegt. „Die Frühdiagnostik durch den Zahnarzt ist auch deshalb ratsam, weil Eltern die typischen Flecken auf den Zähnen oft mit einer harmlosen Fluorose verwechseln“, weiß Riedel aus seiner Praxis zu berichten. „Die eher harmlose Fluorose entsteht durch zu viel Fluorid, wenn beispielsweise neben fluoridhaltiger Zahnpasta und fluoridiertem Speisesalz zusätzlich Fluoridsupplemente in Tablettenform gegeben werden. Im Gegensatz zur MIH bleibt der Zahnschmelz bei einer Fluorose jedoch intakt.“

Ursachen noch unbekannt

Über die Ursachen der MIH ist noch sehr wenig bekannt. Vermutet wird, dass eine Störung während der Zeit der Schmelzbildung der ersten bleibenden Zähne auftritt, also zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem vierten Lebensjahr. Diskutiert werden unterschiedliche Ursachen: Der Weichmacher Bisphenol A, der in Kunststoff enthalten ist und über die Nahrung aufgenommen wird, spielt eine wesentliche Rolle, wie Tierversuche zeigen. Die MIH scheint aber von vielen Faktoren abhängig zu sein. Weitere mögliche Ursachen könnten Probleme während der Schwangerschaft, Infektionskrankheiten, Antibiotikagaben oder Windpocken sein, ebenso wie Einflüsse durch Dioxine aber auch Erkrankungen der oberen Luftwege.

Quellen:

(1)   Jordan A.R., Micheelis W. (2016) Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie. Hrsg. Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), Köln

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