Während der Schwangerschaft gilt es, besonders auf die Mundgesundheit zu achten. ©Pixel-Shot/stock.adobe.com
Fluoride in der Schwangerschaft: Worauf werdende Mütter bei der Mundgesundheit achten müssen
Mit Beginn der Schwangerschaft spielen Hormone und Gedanken verrückt. Der Körper verändert sich und alltägliche Gewohnheiten werden plötzlich hinterfragt: Ist die Joggingrunde noch ok? Was ist mit dem Kaffee am morgen? Doch bei aller Vorsicht wird oft die Mundgesundheit vergessen – dabei kommt es auch hier zu allerlei Veränderungen.
Höheres Risiko für Zahnfleischentzündungen
Die Hormonumstellung hat zum Beispiel Auswirkungen auf das Zahnfleisch. „Eine sogenannte Schwangerschaftsgingivitis ist die häufigste Mundschleimhautveränderung während der Schwangerschaft“, weiß Professor Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke. „Grund dafür ist die veränderte Durchlässigkeit der Gefäße, wodurch verstärkt Flüssigkeit in das Gewebe eindringt. Die Durchblutung des Zahnfleischs verstärkt sich, es wird weicher und kann leicht anschwellen. Bakterien können sich in dieser Zeit schneller ansiedeln und zu Entzündungen führen.“ Das geschwollene Zahnfleisch kann die mechanische Zahnreinigung erschweren, sodass Beläge (Plaque) ein leichtes Spiel haben. Blutspucken beim Zähneputzen ist ein ernstes Zeichen einer Zahnfleischentzündung.
Magensäure, Heißhunger, Mundtrockenheit: Ein Paradies für Kariesbakterien
Übelkeit und Sodbrennen können gerade in den ersten Schwangerschaftsmonaten ein lästiges Problem sein. Dabei setzt die aufsteigende, aggressive Magensäure auch den Zähnen zu, da sie den Zahnschmelz angreift und zu so genannten Erosionen führt. Ein Schluck Wasser oder Mundspüllösung hilft, die Säure im Mund zu neutralisieren. Und oft sind die Zähne noch mit anderen Säureangriffen konfrontiert: Zucker! Zimmer rät: „Heißhunger auf Süßigkeiten lässt sich manchmal nur schwer vermeiden. Doch es gibt zahnfreundliche Varianten. Sie sind mit Zuckeraustauschstoffen gesüßt und mit dem Zahnmännchen gekennzeichnet. Wer den zuckrigen Versuchungen jedoch nicht widerstehen kann, der sollte den Mund anschließend gründlich ausspülen und/oder einen zuckerfreien Kaugummi kauen.“ Generell ist eine ausgewogene Ernährung während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit wichtig. Eine gute Versorgung mit allen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen wie Jod, Folsäure und Eisen schafft eine Grundlage für das optimale Heranwachsen des Kindes. So auch für die Bildung der Zahnleisten, in denen die Keimanlagen für die Milchzähne enthalten sind, die etwa ab der 6. bis 8. Schwangerschaftswoche beginnt.1 Außerdem darf das Trinken nicht vergessen werden. Denn ein weiterer Nebeneffekt der Hormonumstellung präsentiert sich häufig in Form von Mundtrockenheit. Der Speichelmangel erhöht das Risiko für Karies und Zahnfleischentzündungen.
Sichere Fluoridierung in der Schwangerschaft
Zu Beginn der Schwangerschaft sollte mit dem Zahnarzt über besondere Maßnahmen zur Prävention von Karies und Co. gesprochen werden. „Neben professionellen Zahnreinigungen sollten auch häusliche Fluoridierungsmaßnahmen zur Mundpflege dazugehören. Neben der Zahnpasta und fluoridiertem Speisesalz gehören gegebenenfalls Mundspüllösungen und Gelees dazu“, weiß Zimmer. Mediale Berichterstattung über Studien, die einen verminderten IQ des Kindes infolge der Zufuhr von Fluoriden während der Schwangerschaft beschreiben, führen oft zu Verunsicherungen bei werdenden Eltern.2,3 Allerdings sind diese Studien unabhängig von ihrer wissenschaftlichen Bewertung auf die Verhältnisse in Deutschland nicht übertragbar, da die Schlussfolgerung aufgrund einer erhöhten Fluoridkonzentration im Urin als Konsequenz der systemischen Fluoridzufuhr über fluoridiertes Trinkwasser (z. B. in den USA) getroffen wurde. In Deutschland gibt es diese Trinkwasserfluoridierung nicht. Stattdessen sind außer der Verwendung von fluoridiertem Speisesalz alle empfohlenen Fluoridierungsmaßnahmen für Schwangere lokal. Ein Zusammenhang zwischen der Fluoridierung und dem IQ des Kindes kann daher nicht hergeleitet werden.4,5
Quellen:
- KZBV, Zahngesundheit während der Schwangerschaft. Online abrufbar unter: https://www.kzbv.de/zahngesundheit-waehrend-der-schwangerschaft.47.de.html
- Bashash M, et al., Prenata l fluoride exposure and cognitive outcomes in children at 4 and 6–12 years of age in Mexico. Environ Health Perspect 2017; 125:0970171. DOI:10.1289/ EHP655
- Rivka Green, et al., Association Between Maternal Fluoride Exposure During Pregnancy and IQ Scores in Offspring in Canada, JAMA Pediatrics doi:10.1001/jamapediatrics.2019.1729, 2019.
- Zimmer S, Schaper A, Stellungnahme der IfK zu Fluorid-Studien aus Nordamerika. 2019. Online abrufbar unter: https://www.kariesvorbeugung.de/kariesprophylaxe-aktuell/stellungnahme-der-ifk-zu-fluorid-studien-aus-nordamerika/
- Schiffner U, Zahnärztliche Fluoridierungsmaßnahmen in der Schwangerschaft sind sicher: Umstrittene, mit Mängeln behaftete Studie aus Mexiko hat keine Relevanz, DÄV, Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde 39 (2017) 4. Online abrufbar unter: https://www.kariesvorbeugung.de/kariesprophylaxe-aktuell/zahnaerztliche-fluoridierungsmassnahmen-in-der-schwangerschaft-sind-sicher-umstrittene-mit-maengel-1/
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