Prof. Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und zahnmedizinischer Experte an der Universität Witten/Herdecke
Leserfrage Sind Fluoride gefährlich?
Frage von Claudia B. aus Duisburg an Professor Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke:
„Sind Fluoride gefährlich?“
„Fluorid ist ein natürlich vorkommendes Spurenelement und weltweit sehr gründlich erforscht. Es gibt über 300.000 Untersuchungen, die keinen Hinweis auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung geben, wenn Fluoride korrekt angewendet werden. In der Natur finden sich Fluoride in Vulkangestein oder in maritimen Wasserablagerungen. Wir nehmen sie natürlicherweise mit dem Trinkwasser auf, aber auch über Lebensmittel wie Seefisch, Meerestiere oder Fleisch.
Da Fluoride nachweislich einen großen Beitrag zur Kariesprophylaxe leisten, sind sie in Zahnpflegeprodukten enthalten, und wir empfehlen die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz. Die in den Zahnpflegeprodukten und im Speisesalz zugeführten Fluoridmengen sind so gering, dass bei zweimaligem täglichen Zähneputzen und der normalen Verwendung von Speisesalz keine Vergiftung möglich ist.
Dafür schützen Fluoride die Zähne, indem sie zusammen mit dem Kalzium aus dem Speichel eine schwerlösliche Kalziumfluoridschicht auf der Zahnoberfläche bilden. Denn jedes Mal, wenn wir etwas essen, sind die Zähne Säuren ausgesetzt, die den Zahnschmelz angreifen. Die Kalziumfluoridschicht kann dies verhindern und so Karies vorbeugen.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) unterstreicht in seiner jüngsten Stellungnahme vom 31. Mai 2018 den Nutzen von Fluoriden für die Kariesprophylaxe und sieht keine Gefährdung bei richtiger Anwendung. Ab dem Durchbruch des ersten Zahnes sollten die Zähne mit einer Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluoridgehalt geputzt werden. Alternativ können auch Fluoridtabletten gegeben werden, aber dann ist darauf zu achten, dass das Kind sie lutscht, weil das Fluorid nur im direkten Kontakt mit den Zähnen seine Wirkung entfalten kann. Spätestens wenn die Kinder über die Familienkost fluoridiertes Speisesalz erhalten, sollte auf Fluoridtabletten aber gänzlich verzichtet werden. Fluoride aus dem Salz und anderen Lebensmitteln sowie eventuell Trink- und Mineralwasser decken zusammen etwa zwei Drittel der angemessenen Verzehrmenge für Fluorid pro Tag ab. Durch zusätzliche Gabe von hoch dosierten Fluoridtabletten kann eine angemessene Aufnahmemenge jedoch überschritten werden.
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