Für ein kariesfreies Kindergebiss: Einigung über neue Fluoridempfehlungen vom Netzwerk Gesund ins Leben vorgestellt

Zusätzlich sollte fluoridiertes Speisesalz Teil der Familienverpflegung sein, wenn der Fluoridgehalt im Trinkwasser nicht über 0,7 mg/l liegt (ab circa dem ersten Lebensjahr).

Eltern wollen die Gesundheit ihrer Kinder schützen. Dazu zählt auch der Schutz der kleinen Zähnchen vor Karies. Doch gerade bei der korrekten Anwendung von Fluoriden herrscht oft Verunsicherung. Was ist zu viel, was ist zu wenig? Kinder- und Zahnärzte oder andere Beratungsstellen sprechen häufig verschiedene Empfehlungen aus – doch ab jetzt herrscht Einigkeit! Vertreterinnen und Vertreter der relevanten Fachgesellschaften und ‑organisationen haben gemeinsam Fluoridempfehlungen für Kinder im Alter von null bis sechs Jahren entwickelt. Das Netzwerk Gesund ins Leben koordinierte diesen Prozess. Es ist im zur Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gehörenden Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) angesiedelt und eine Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Darauf wurde sich geeinigt:

  • Von der Geburt bis zum Zahndurchbruch: Säuglinge sollen vom Kinderarzt Tabletten mit 400–500 I.E. Vitamin D und 0,25 mg Fluorid bekommen.
  • Ab dem ersten Milchzahn: Zeigt sich das erste Zähnchen, gilt es für die Eltern, mit dem täglichen Zähneputzen zu beginnen. Hierbei soll Zahnpasta mit 1.000ppm Fluorid bis zu zweimal täglich jeweils in Reiskorngröße (0,125 g) verwendet werden. Die Einnahme des Vitamin-D-Präparats wird bis zum zweiten erlebten Frühsommer weitergeführt. Putzen die Eltern alternativ ohne oder mit fluoridfreier Zahnpasta, sollen mit 0,25 mg Fluorid kombinierte Vitamin-D-Tabletten hinzugezogen werden. Beide Quellen zusammen, sprich fluoridhaltige Zahnpasta und Fluoridtabletten, sollen nicht gleichzeitig Verwendung finden, da so eine Überdosierung möglich ist. Folge kann eine sogenannte Schmelzfluorose sein. Die weißen Flecken auf den Zähnen sind jedoch meistens harmlos und eher ein ästhetisches Problem.
  • Ab 12 Monaten: Ab jetzt sollen die Eltern zweimal täglich die Kinderzähnchen mit einer reiskorngroße Menge Zahnpasta (0,125 g) mit 1.000 ppm Fluorid reinigen. Zahnpasten mit neutraler Farbe und neutralem Geschmack sind allgemein zu bevorzugen.
  • Ab 24 Monaten: Mit zwei Jahren steht eine Erhöhung der Zahnpastamenge auf Erbsengröße (0,25 g) an. Praktische Helfer zur richtigen Dosierung stellen verkleinerte Tubenöffnungen einiger Hersteller dar. Ein drittes Mal wird ab jetzt auch in der Kita geputzt – ebenfalls mit einer erbsengroßen Menge mit 1.000 ppm Fluorid. Zuvor kann hier aber schon ohne Zahnpasta geübt werden.

Diese Fluoridempfehlungen gelten als sicher und wirksam. Eltern sollten stets die richtige Dosierung der Fluoridquellen im Blick haben und sich bei den kinder- und jugendärztlichen Vorsorgeuntersuchungen und zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen beraten lassen. Die Ärzte können individuelle Empfehlungen zu den jeweiligen Quellen geben. So empfiehlt sich der Einzug von fluoridiertem Speisesalz in die kindliche Ernährung, wenn das Kind an der Familienverpflegung teilnimmt (ab circa dem ersten Lebensjahr). Als Teil der altersangepassten Fluoridzufuhr unterstützt das Salz eine gesunde Zahnentwicklung und verringert die Kariesanfälligkeit der Zähne. Enthält das Trinkwasser allerdings mehr als 0,7 mg Fluorid pro Liter soll auf fluoridiertes Speisesalz verzichtet werden. Damit Kinder zahngesund durchs Leben gehen, ist es außerdem nützlich, das regelmäßige Zähneputzen als Routine im Alltag zu etablieren, sie früh an eine zahngesunde Ernährung mit fluoridiertem Speisesalz als Bestandteil zu gewöhnen und Zahnarztkontrollen regelmäßig wahrzunehmen.

 

 

Quelle:

Flothkötter M et al. Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter. Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben. Monatsschr Kinderheilkd April 2021.